Vorsicht vor zweifelhaften Operationen!

Es sollte um Gesundheit gehen und nicht um Geld. Doch Deutschlands Krankenhäuser sind mittlerweile Wirtschaftsunternehmen, in denen der Umsatz im Vordergrund steht und nicht die Heilung der Kranken. Damit die Zahlen im Businessplan stimmen, werden Patienten oft unnötig operiert. Das ist ein offenes Geheimnis. Operationen bergen aber Risiken und sollten nur durchgeführt werden, wenn sie wirklich nötig sind. Denn nicht alle Operationen bringen den gewünschten Erfolg.

Krankes Gesundheitssystem?

Die Grundstruktur des deutschen Gesundheitssystems habe gravierende Fehler, sagt der amerikanische Wirtschaftsexperte Michael Porter. In Deutschland sind die Sektoren Krankenhaus, Ambulanz und Rehabilitationsbereich strikt voneinander getrennt. Ein Krankenhaus verdiene beispielsweise nur an Operationen, nicht jedoch, wenn es von einer Operation abrate und in den Rehabilitationsbereich überweise. Operieren sei daher der einzige Weg, um Geld zu verdienen. Hinzu kommt, dass orthopädische Operationen besser bezahlt sind als beispielsweise internistische, so Porter. Daher sind Krankenhäuser gezwungen, vermehrt orthopädische Operationen durchzuführen. Die zu operierenden Fallzahlen stehen im Businessplan und Ärzte werden über Bonussysteme honoriert. Wer das ablehnt, bekommt ein Karriereproblem.

Operationen nehmen alarmierend zu

Die Situation hat sich seit 2004 noch verschärft. Seitdem können Krankenhäuser nicht mehr jeden Liegetag der Patienten abrechnen, sondern bekommen nur noch Pauschalen für die Operationen. Das heißt, je mehr Fälle operiert werden, umso mehr Geld bekommen sie von den Kassen. Die Zahlen bestätigen den alarmierenden Trend: Seit 2004 steigt die Anzahl der Operationen jährlich um vier Prozent, so Edmund Neugebauer vom Institut für Forschung in der Operativen Medizin. Die Zahlen sprechen für sich: In Deutschland werden pro Jahr 240.000 Hüftprothesen, 175.000 Knieprothesen und 160.000 Bandscheiben operiert. Pro Einwohner sind das doppelt so viele Operationen wie im europäischen Durchschnitt.

Operationen nicht immer sinnvoll

Ob eine Operation zweifelhaft ist oder nicht, dass kann ein medizinischer Laie oft nicht beurteilen. Im Gegenteil, wer unter Schmerzen leidet, der greift dankbar nach jeder angebotenen Hilfe. Doch nicht jeder, der über Hüftschmerzen klagt, benötigt eine Prothese. Doch damit die Fallzahlen am Jahresende stimmen, wird die Indikation für eine Operation oft sehr weit gefasst. Daher ist immer Vorsicht geboten, wenn zur Operation geraten wird. Wer eventuell über eine Operation nachdenkt, der sollte dem ärztlichen Ethos besser nicht vertrauen und sich mehrere unabhängige Expertenmeinungen einholen. Vielleicht gibt es ja einen sinnvolleren Weg zur Gesundheit. Wichtig ist in jedem Fall eine klare Befunderhebung. Misstrauen ist angebracht, wenn ein Arzt zu euphorisch zur Operation drängt. Hier sollten Patienten unbedingt auf ihr Bauchgefühl hören. Denn eine Operation ist nicht immer sinnvoll und schon gar kein Spaziergang!

Jede Operation ist ein Risiko

Wer dennoch eine Operation in Betracht zieht, der sollte wissen, dass auch der Heilungsprozess danach viel Zeit und Geduld erfordert. Schließlich ist eine Operation ein chirurgischer Eingriff in den Körper, der das Gewebe traumatisiert und Narben hinterlässt, die erst heilen müssen. So sind postoperative Schmerzen mehr oder weniger normal. Und wer nach der Zeit der Rehabilitation schmerzfrei wird und seine Belastbarkeit zurückerlangt, der kann sich über die Heilung freuen. Doch das ist nicht immer so. Denn in manchen Fällen nehmen die Schmerzen nach einer Operation dauerhaft zu.

Schreibe einen Kommentar