Wer bestimmte Berufe ergreift, der braucht ein dickes Fell. So ist der Polizeiberuf nichts für zarte Gemüter oder Personen mit einem starken Gerechtigkeitsempfinden. Anwärter brauchen vor allem Ausdauer und Kraft. Wer nicht gerade bei der Verkehrspolizei landet, der hat im Berufsalltag mit Rabauken und Bösewichtern zu tun, die oft auf der anderen Seite des Gesetzes stehen. Prellungen oder Nasenbeinbrüche kommen da schon ‘mal vor. Umso wichtiger sind da Auszeiten, die der Regeneration dienen.
Vorbeugen ist besser als Heilen
Ein großes Tabuthema innerhalb der Polizei ist beispielsweise der Suizid. Zur Risikogruppe der stärker Suizidgefährdeten Polizisten gehören vor allem Berufseinsteiger und Frauen. Oft reichen die ersten Eindrücke angehender Polizistinnen und Polizisten von Begeisterung bis hin zu Entsetzen unter anderem darüber, wie auf manchen Dienststellen gesprochen wird. Zu einer der stärksten Belastungen zählt vor allem auch der gewaltsame Tod von Kindern. Oft herrscht Wut darüber, dass viele aufgeklärte Straftaten keinerlei Sanktionen nach sich ziehen, weil in manchen Fällen das Rechtssystem keinerlei Handhabe dafür bietet. Nicht selten wird erwartet, dass harte Männer solche Erfahrungen mit sich selbst ausmachen. Statt über solche Belastungen zu reden, reagieren viele auf seelischen Stress mit zynischen Sprüchen, die wie ein Schutzwall wirken, aber zugleich auch ein Alarmsignal für unbewältigte Gefühle sind. Hier hilft reden.
Reden ist die beste Therapie
Die meisten Menschen sind ja so gestrickt, dass sie sich die Probleme von der Seele reden müssen. Anderen wiederum hilft ein Spaziergang durch den Wald. Und wenn sich zuviel angestaut hat, dann haben Polizisten jederzeit die Möglichkeit zu einer Rehabilitationsmaßnahme oder einer arbeitsmedizinischen Vorsorgekur. So hat beispielsweise die Polizei Hamburg für Ihre Mitarbeiter mit dem Reha- und Präventionszentrum Bad Bocklet einen Vertrag über Reha- und Vorsorgekuren abgeschlossen. Die gängigen Therapieformen reichen dort von Physiotherapie und Ergotherapie über Ernährungsberatung und Sozialberatung bis hin zu Psychotherapie und Logopädie. Ergänzend gibt es etliche Zusatzangebote für Freizeit, Sport und Entspannung: Nordic Walking Touren, Wanderungen zu Fuß oder mit dem Mountainbike in die Rhön, Baden in der Balthasar-Neumann-Therme, Schwitzen in der Saunalandschaft, Kanu- und Kajakfahrten auf der Saale oder Klettern in den Kletterparks der Umgebung. Auch Begleitpersonen können an den Programmen teilnehmen. Ebenso möglich ist die Aufnahme von Kindern im Alter von drei bis zwölf Jahren, beispielsweise im Rahmen einer Mutter und Kind Kur.
Reha- und Vorsorgekuren für die Polizei
Polizeibeamte und Polizeibeamtinnen, die eine längere Auszeit brauchen, um sich von ihren erlebten Dramen unter deutschen Dächern wieder zu erholen, können einfach über die freie Heilfürsorge einen Kurantrag auf einen ambulanten oder stationären Aufenthalt in einem Rehazentrum stellen. Eine Reha für Polizeibeamte bietet sich aber nicht nur in Krisen oder im Falle einer Posttraumatischen Belastungsstörung an, sondern dient auch der Prävention vor Burn-Out. Und zum Glück betrachten ja heute innerhalb der Polizei die meisten Führungskräfte Therapie nicht als etwas, was nur “Weicheier” brauchen.